Roterfaden
Olympia Samara und Johannes Hoffmann, also das Weingut Roterfaden, bewirtschaften ihre Lagen in Roßwag und Mühlhausen an der Enz mit absoluter Leidenschaft und Kompromisslosigkeit. Alles ist mühselige und gewissenhafte Handarbeit. Beide sind mehr oder weniger Quereinsteiger die aus Leidenschaft und Begeisterung zum Thema Wein in Geisenheim Weinbau studiert haben. Nach dem Studium arbeiteten sie gemeinsam in verschiedenen Ländern (u.a. Österreich, USA, Frankreich und Italien) und sammelten Erfahrung bei ihren heutigen Winzerkollegen und Freunden. Das Weingut ist seit dem Jahrgang 2020 Demeter zertifiziert. Eine logische Konsequenz, denn sie sind Biodynamiker mit Leib und Seele. Tatsächlich arbeiten beide auch bei Demeter. Olympia in der Forschung und Johannes als Weinbauberater für deutsche Weingüter. Eine runde Sache also.
Die Reben wachsen in hauptsächlich terrassiert angelegten Weinbergen auf reinem und äußerst seltenem blauem Muschelkalk. Diesen kann man bei einen Weingutsbesuch eindrücklich, im direkt an die Roßwanger Lagen angrenzenden Kalksteinbruch, bewundern. Das karge Gestein unterscheidet sich u.a. in seiner Härte von den helleren Kalksteinböden wie z.B. der Champagne oder dem Burgund, bietet aber ebenso großartige Voraussetzungen für Terroir fokussierten Weinbau. Leider gehen bislang sehr wenige Weingüter diesen Weg. Im Falle der Weinberge um Roßwag und Mühlhausen nur ein einziges Weingut. Richtig! Das Weingut Roterfaden. Die knapp 3 ha Weinberge des Betriebs sind auf mehreren Parzellen über die ca. 150 ha Rebfläche der beiden Ortschaften verteilt. Wandert man zu diesen Parzellen fällt einem sofort die offensichtliche Unterschiedlichkeit zu den benachbarten Flächen auf. Alles strotzt nur so vor Leben. Wilde Kräuter (Hobby und Leidenschaft von Olympia) statt abgespritzter Wüste und gepflanzte Feigen-, Pfirsich- und andere Baumarten zwischen den Reihen. Der Großteil der Weinberge von Olympia und Johannes sind mit Lemberger bepflanzt. DER großartigen Rebsorte Württembergs. Während das österreichische Pendant, der Blaufränkisch, sich in den Herzen der Weinfans bereits manifestiert hat, fristet der Lemberger leider noch immer ein öffentliches Schattendasein. Zum Glück gibt es Menschen wie Olympia und Johannes, sodass hier Hoffnung auf eine Lemberger Revolution besteht! Neben Lemberger erzeugen die beiden einen ultrafeinen Pinot Noir und zwei fantastische Rieslinge. Seit kurzem zählen auch eine alte Parzelle Weißburgunder in einer kühlen und vielversprechenden Lage sowie zwei alte Trollinger Weinberge zum Weingutsbesitz. In diesem Jahr wird eine brachgelegene Parzelle mit Sauvignon Gris bepflanzt. Wir können also mehr als gespannt sein!
Gelesen wird natürlich von Hand. In kleinen geflochtenen Körben wird das Lesegut zum Weingutsgebäude transportiert. Dieses liegt in Sichtweite der meisten Weinberge, sodass kurze und schnelle Transportwege ungewollter Oxidation oder einer Erwärmung der Trauben vorgebeugt werden kann. Alle Weine erfahren eine gewisse Maische- oder Mazerazionszeit. Eingemaischt wird mit den Füßen. Abgepresst mit einer alten Korbpresse. Alle Weine werden in alten Holzfässern ausgebaut (das jüngste ist derzeit 8 Jahre alt) da Olympia und Johannes den Charakter Ihrer Weinberge so pur wie möglich auf die Flasche bringen wollen. Somit dienen die Holzfässer primär zum Kontakt des Most/Weins mit Sauerstoff. Bis zu Ihrer Füllung verharren die Weine auf der Hefe. Im Anschluss werden die einzelnen Fässer minimal geschwefelt und in einem Fülltank in ihrer jeweiligen Qualität zusammengeführt. Nach einer gewissen Sedimentationszeit wird der Wein sorgsam von Hand von der Hefe abgezogen. Eine gewisse Trübung durch restlich verbleibende Hefe bleibt jedoch. Das Resultat sind unglaublich elegante Weine mit feinnerviger Säure, geringem Alkohol und verführerischer Filigranität. Wein für Fortgeschrittene!
